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Donnerstag, 27. Dezember 2012

Die Geburt der Anthroposophischen Gesellschaft vor 100 Jahren durch die Erkenntnis über die Wiederkunft Christi im Ätherischen




Weihnachten 2012 und vor 100 Jahre


Die Erkenntnis über das Erscheinen des Christus im Ätherischen 
als Ursache für die Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft am 28. 12. 1912 

Genau vor 100 Jahren hat Rudolf Steiner sich mit seinen Schülern von der Theosophischen Bewegung distanziert, in der immer intensiver ein Personenkult um Krishnamurti gepflegt wurde, worin dieser Knabe als Wiederkunft Christi oder des Maitreya-Bodhisattvas propagiert wurde. Steiner vertrat gegenüber dieser Bestrebung eine unverwechselbar klare Haltung und griff die Gelegenheit auf, über die Bedingungen der Wiederkunft Christi ausführlich zu sprechen. Diese Wiederkunft erfolgt nach ihm in der Art, dass der Geist des Christus an keinen bestimmten Ort, an keinen bestimmten Menschen, an keine bestimmte Institution gebunden erscheint. Der Christus erscheint den Menschen in der Gestalt eines Engels. Die Begegnung mit ihm wird aus dem Grund als etwas ganz Privates und Inniges erlebt.

Beim Mysterium von Golgatha erschien er als ein bestimmter Erdenmenschen, als Jesus von Nazareth. Diejenigen, die ihn damals als einen Menschen erlebt haben, konnten unmittelbar an seinem Erdenwirken teilhaben. Alle anderen konnten dies nicht direkt miterleben. Bei der Wiederkunft Christi geschieht eine solche feste Bindung an einen bestimmten Erdenmenschen nicht mehr. Er braucht keinen bestimmten Menschenkörper, um sich selber zu offenbaren. Ein besonderes Gefäss eines Menschen für den Christus ist heute überflüssig, unnötig geworden. Der Christus offenbart sich in seiner ätherischen Hülle überall und jederzeit. Im irdischen Sinne ist er an nichts gebunden. Einige Bibelstellen bezeugen dies:


«Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus! Oder da! So sollt ihr es nicht glauben. Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so daß sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten.» Matthäus 24, 23-26


«Da er aber gefragt ward von den Pharisäern: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.» Lukas 17, 20-21



Die Wiederkunft Christi im Ätherischen wird dadurch geschehen, dass das Christus-Bewusstsein in uns geweckt wird. So wie nach der Schilderung von Lukas ist das Himmelreich inwendig in uns. Dies ist ein Christus-Bewusstsein, das in uns auf Auferweckung wartet. Keine Zeichen oder Wunder, die an und durch einen bestimmten Menschen gegeben werden, sind Offenbarungen des Christus. Die Erweckung des Christus-Bewusstseins in uns, die in einer intimen und innigen Art geschient, bewirkt die Erscheinung des Christus. Dies ist nicht etwas, was durch den Anschluss an jemanden oder an einen Menschenkreis erlangt werden kann.

Mit der Wiederkunft Christi im Ätherischen ist eine „Christus-Offenbarung“, die gebunden an einem bestimmten Menschen, an einem bestimmten Ort oder an einer bestimmten Institution sein soll, keine Realität. Eine solche Art des geistig-spirituellen Autoritätsanspruches in Bezug auf die Offenbarung des Christus kann heute im Zeitalter seiner ätherischen Wiederkunft keine wirkliche Christus-Erscheinung mehr sein. Aus diesem Grund lehnte Steiner die Behauptung von Annie Besant und Charles W. Leadbeater ab, dass der Christus im Menschen Krishnamurti wiedergeboren sei. Später wurde vertreten, dass in ihm der Maitreya sich inkarnieren werde und er deshalb als der Weltenlehrer anzubeten sei. Diese persönliche  Glorifizierung widerspricht dem Prinzip des Christus-Impulses, weil sie eine diktatorische Macht-Struktur unmittelbar unterstützt.

Die klare Erkenntnis um den ätherischen Christus, die von Steiner errungen wurde, stand am Beginn der Anthroposophischen Gesellschaft fest. Das war eine ausschlaggebende Erkenntnis, die gegenüber der immer stärker aufkommenden Tendenz des Personenkultes aufrecht erhalten wurde. Diejenigen, die sich von der Theosophischen Gesellschaft trennten und sich an die anthroposophische Gesellschaft anschlossen, die am 28. 12. 1912 begründet wurde, waren diejenigen, welche von dieser Bedingung der ätherischen Erscheinung des Christus innig überzeugt waren. Sie konnten in sich das Wahrheitsgefühl über die veränderten Umstände, unter denen der Christus uns gegenwärtig erscheint,  bestätigt finden. Diejenigen aber, welche sich durch den Personenkult um Krischnamurti nicht stören liessen, blieben bei Annie Besant und Charles W. Leadbeater. 

Allerdings löste Krishnamurti im Jahr 1929 selber den Orden auf, der für sein Wirken als Weltenlehrer eingerichtet wurde. Er sprach bei der Auflösung des Ordens die Garantie für eine Wahrheitsfindung einer Institution ab. Er sah, dass die Wahrheitsfindung nur von jedem einzelnen Menschen frei und eigenständig errungen werden kann. Nach ihm kann keine Institution die Wahrheiten absichern. Kein Mensch, keine Institution kann uns die Wahrheit sichern. Die Wahrheit kann nur von uns selber gefunden werden. Damit bestätigte Krishnamurti später indirekt die Ansichten Rudolf Steiners, mit denen dieser am Weihnachten 1912 sich von der Theosophischen Gesellschaft definitiv distanzierte.
In der Anthroposophischen Gesellschaft wird nach meinem Erleben wieder mehrfach ein Personenkult gepflegt. Die Verehrung gegenüber Rudolf Steiner oder Marie Steiner wird in einer unfruchtbaren Art gepflegt, so dass man keine objektive und zeitgemässe Erneuerung mehr zulässt. Statt eigenständiger Erkenntnis auf der Basis der von Steiner gegebenen Inhalten, herrscht der Glaube an Steiner oder Marie Steiner, auch sonstigen Autoritäten wird eine Art Heiligenstatus zugesprochen. Mit dieser Art der  Idealisierung kann nach meinem Erleben keinem von ihnen gerecht werden.

Die Formen der Struktur und der Gepflogenheiten werden äusserlich festgehalten ohne die dahinter stehende geistige Bedeutung lebendig zu machen. Die führenden Persönlichkeiten glauben daran, dass man sich durch den Anschluss an einen historischen Ort der Anthroposophie und an die historische Struktur immer noch an die geistige Führung der Anthroposophie anschliessen kann. Dies ist nach meinem Urteil aber nicht der Fall. 

Wir können kein Heil erlangen durch den bestimmten Ort, durch die bestimmte Institution, oder durch eine bestimmte Person. Sie können nicht  bestimmte feste Träger des Geistes im Zeitalter des ätherischen Christus mehr sein. Der heilsame Impuls, der Christus-Impuls, kann heute im Prinzip an allen Orten und in allen Menschen ohne Beschränkung jeder Zeit zur Erscheinung treten. Es kommt auf uns selber an.

Die Person, an welcher der Christus in einer besonderen Art sich offenbaren soll, wird aber von nicht wenigen Mitgliedern in der Anthroposophischen Gesellschaft unterstützt.  Sie stärken die Tendenz des Personenkultes in der Anthroposophischen Gesellschaft. Der Christus offenbart sich nicht in einem bestimmten Menschen, damit man durch diesen Menschen zum Glauben an ihn kommt. Eine solche an eine Person gebundene Erscheinung des Christus, die den Personenkult vorantreibt, tritt in unserer Zeit nicht mehr ein. 
Die Christus-Wirkung in einem Menschen tritt heute so ein, dass sie auch in dem anderen Menschen genauso die Kraft des Christus wecken will.  Die lebendige Christus-Wirkung, die in einem Menschen zum Ausdruck kommt, bindet einen anderen Menschen nicht an sich selber. Sie fördert keinen Personenkult. Die Menschen, die mit der Christuskraft in einem Menschen heute in Berührung kommen, beginnen dadurch auch in sich selber immer mehr die Christuskraft zu suchen, statt dass sie von Zeichen und Wundern fasziniert werden. 

Die oben geschilderte Art der Christus-Erkenntnis hat Rudolf Steiner und seinen Schülern den eigentlichen Anlass zur Begründung der Anthroposophischen Gesellschaft am 28. 12. 1912 gegeben. Das zeitgemässe Verständnis über die Offenbarungsart des Christus war der eigentliche Grund für die Geburt der Anthroposophischen Gesellschaft vor 100 Jahren. 
Die zentrale Bedeutung des zeitgemässen Christus-Verständnisses scheint in der Gesellschaft zurück gegangen zu sein. Die kostbare Erkenntnis um die Tatsache des ätherischen Christus, die die anthroposophische Gesellschaft auf der Erde zur Geburt verhalf, ist heute innheralb der Gesellschaft eindeutig geschwächt. Entweder wird in einem heute lebenden Menschen, an dem das Wirken des Christus persönlich gebunden gesehen wird, oder in der Person R. Steiners, der heute  nicht mehr als die ehemalige Persönlichkeit stehenblieb, sondern sich als Individuum weiter schreitet, noch immer einen absoluten Führer gesucht. Aber ein solcher Führer kann uns nicht die Aufgabe abnehmen, den Christus-Impuls in uns selber zu erwecken. 
Ich habe mich entschlossen, mich von der Anthroposophischen Gesellschaft zu trennen, weil ich sie nicht mehr als eine Institution ansehen kann, die den Impuls des ätherischen Christus in einer besonderen Art vertritt, so wie sie es vor 100 Jahren bei ihrer Geburt wollte. Die Trennung bedeutet aber nicht, dass ich damit die Mitglieder ablehne, die aus einer guten Überzeugung darin bis heute tätig bleiben und weiter bleiben wollen.

Junko Althaus


über Krishnamurti


















Dienstag, 11. Dezember 2012

Klagelied der Götter





Götter singen ihre Klagelieder
Sie finden kaum eine Stätte,
durch die ihre Botschaft
ungetrübt hinfliessen kann
Sie trauern und seufzen tief,
weil die Menschen
ihre Sprache nicht mehr verstehen

Einstmals sprachen die Götter zu den Menschen
in den lichten Weihestätten,
wo die unschuldige Liebe zu Göttern
frei von den Erdenregeln gepflegt wurde,
die für die Macht der Welt zu gelten haben
Dort herrschten die Formen,
welche die Taten der Götter wiederspiegelten
durch sie haben wir, die Menschen,
an ihrem Reigen teilgenommen

Heute klagen die Götter aber
Sie finden keine Stätte mehr,
wo sie zu den Menschen sprechen können
Sie schauen traurig zu,
wie ihre alten Stätten auf Erden,
nicht mehr für sie bereitet werden,
weil nur die Erden-Menschen-Sprache,
aber keine Sprache von ihnen gehört wird

Sie sprechen die Menschen an:
Hört unsere Bitte,
Richtet für uns wieder eine Stätte!
Die Menschen aber hören nicht, was sie zu ihnen sagen

Die Götter müssen sich traurig zurückziehen
Sie sehen sich gezwungen zu warten,
bis sich die Menschen wieder ihnen zuwenden,
damit das Licht, das den Menschen anvertraut ist,
wieder am Leben erweckt wird



                                          Junko Althaus