Die Verehrung ist eine Vorstufe der Liebe. Das Verehren ist ein Aufblicken und eine Liebe ohne das wahre Verstehen. Steiner schildert in „Wie erlangt man...“: wer in der Kindheit gegenüber einer erwachsenen Persönlichkeit die Ehrfurcht empfinden lernte, dem kann sie sich im erwachsenen Alter zur Verehrung der Wahrheit verwandeln. Also die intensive Verehrung gegenüber einer bestimmten Persönlichkeit ist nicht etwas, was im erwachsenen Alter bleiben soll, sondern sie soll sich zur „Ehrfurcht vor der Wahrheit“metamorphorsieren.
Die Verehrung einer Person ist noch keine Liebe. Sie ist die Vorstufe der Liebe. Die Liebe ist höher, bewusster, ichhafter und reifer als eine Verehrung. Die Liebe schreckt nicht vor der Unvollkommenheit und den Schatten der Person zurück. Sie setzt sie sogar voraus, weil die Liebe weiss, dass die geliebte Person auch ein Mensch ist wie alle anderen. Die Liebe hält unverändert vor den Schatten stand. Sie wirft in uns nur eine Frage auf: wieso ist dieser Schatten da, woher kommt er? Die Frage entsteht deshalb, weil die Liebe es verstehen will. Die Liebe braucht keine Illusion, in der die Schatten der Person versteckt und ausgeblendet werden, denn sie weiss, das Unvollkommensein gehört zum Menschsein.
Die Verehrung aber erschreckt vor einer Unvollkommenheit an der Verehrungsperson zurück und will von ihr wegschauen. Die Schatten sind nicht zu vereinbaren mit der Ehrfurchtperson. Die idealistische Verehrung macht uns unfrei, lässt uns nicht die Wahrheit sehen. Wir werden gefangen in unseren Vorstellungen.
Einige Menschen können nicht leiden, dass ihr Idealbild z.B. Marie Steiner durch die historischen Dokumentationen zusammenbricht. Ist es eine Liebe oder eine Verehrung? Wenn sie sie wirklich lieben – nicht bloss sie idealisieren wollen, können sie ruhig beobachten, wie die Schatten an Marie Steiner gewesen sind, so wie das Licht an ihr leuchtete.
Seitdem ich dem Grossen Hüter der Schwelle – wer die Schilderung Steiners über ihn kennt, weiss wie und wer dieser Hüter ist – begegnete, weiss ich, wie ein Erdenmensch tatsächlich vor einem solchen Wesen dasteht. Man denkt vielleicht, als Mensch ist man nicht schlecht vorangekommen - man hat einige Fortschritte gemacht und die früheren Inkarnationen erkennen gelernt u.s.w. Aber wie klein ein Mensch vor so einem Wesen wie es der Grosse Hüter der Schwelle ist - der als das vollkommene Urbild der Menschheit dasteht - erkennt, wer vor ihm steht.
Welche majestätische Geistgewalt, welche universelle Lebensmacht von so einem Wesen unmittelbar ausgeht – im Vergleich zu einem Wesen, das auf der Erde als Erdenmensch seine Inkarnation mit Karma durchlebt – erfährt man genauso wie Steiner es in seinen Schriften schildert. Der Hüter mahnt uns - so wie Schilderung Steiners - vor dem spirituellen Hochmut, vor einer leichtsinnigen Annahme eigener geistigen Fähigkeiten.
Vor diesem Wesen mit seiner leuchtenden kosmischen Gewalt verblasst jeder Erdenmensch. Seine Waffe ist eine Liebe, welche die wahre geistige Macht ist. Und wer so etwas erlebte, weiss, es ist ein Unsinn, einen Erdenmenschen als den eigenen Führer für sich zu sehen und zu idealisieren, denn der wahre Führer kann nicht ein Erdenmensch, der in unserer Vorstellung idealisiert wird, sondern das Christus-Wesen sein, das uns heute in der Ätherwelt erscheint. Vor diesem Wesen kommt ein menschlicher Streit, wer der Grösste unter den Menschen sein soll, völlig absurd vor. Die menschliche Unvollkommenheit - das ist es, was die Menschen gemeinsam haben. An einem bestimmten Menschen dies auszublenden führt uns zu einer Unwahrheit.
http://wiki.anthroposophie.net/Großer_Hüter_der_Schwelle
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Im Moment können keine weiteren Kommentare mehr entgegengenommen werden. Die nötige Zeit um sie durchzulesen und sie sorgfältig zu beantworten, sind zurzeit nicht vorhanden.
Wenn Sie mir etwas mitteilen möchten, können Sie mich per Mail kontaktieren.
Meine neue Mail-Adresse finden Sie auf der rechten Seite oben.
Junko Althaus
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.